PROLOGESSAYSÜBERSETZUNGENSATANISCHE LITERATURINFO FÜR DIE MEDIENUNTER ANDEREM

Necronomicon
Die dunkle Kunst des Erschaffens

SATAN

Satan ist der beste Freund der Kirche, denn er hält diese vom Anfang an am Leben. So steht es geschrieben, und ich denke, das wird sich auch nie ändern. Doch wer ist Satan? Darstellungen und Bilder gibt es ja wie Sand am Meer und sein Bekanntheitsgrad ist um Längen grösser, als es der Papst je sein wird. In unzähligen Darstellungen zeigt man ihn als Gestallt in Form eines Ziegenbockes, mit langen Hörnern und Spitzbart. Vergessen wir den Klumpfuß nicht. So zumindest wird er immer wieder in den meisten moralischen Religionsanschauungen dargestellt und natürlich immer wieder als das Böse in sich selbst.

Ich konnte und wollte solchen Märchen nie Glaube schenken, allein wegen der Tatsache, dass mich dieses Wesen schon als Kind unheimlich in den Bann zog. Teufel, Luzifer, Herr der Fliegen, um nur einige seiner Namen zu nennen, so nannten sie ihn, sogar meine christliche Grossmutter verspottete ihn. Sie sagte immer, wenn ich nicht gehorche, dann komme der Teufel und hole mich. Aber zu meinem Bedauern holte er mich nie. Ich konnte noch so ein kleiner Drecksack sein wie ich wollte, er erschien nie! Auch den Versuch, ihn anzurufen, seine Nummer lautet ja 666, blieb erfolglos.

Mit den Jahren des Erwachsenwerdens bemerkte ich zunehmend, dass da mehr dahintersteckt als ein dämliches und ängstliches Getue. Ist Satan doch nichts weiter als eine fiktive Person in unseren Köpfen. Eine Erfindung der Gutmenschen, um andere Menschen zu werten, zu führen oder zu tyrannisieren in jeglicher Form abseits der Vernunft. Ich erwähnte es ja schon, er ist und bleibt der beste Freund der Kirche.

Meine Suche nach ihm führte mich durch unzählige Bücher der okkulten Machenschaften, ich suchte ihn in Filmen, ja sogar auf der Strasse, indem ich jedem Menschen in die Augen schaute. Nicht auffindbar, dachte ich. Als ich die Suche schon fast aufgab, ergab sich eines Abends, zu später Stunde, eine Begebenheit der «Erleuchtung». Ich stand gerade vor meinem grossen Spiegel in meinem Schlafgemach und begutachtete meine Augen. Dachte ich doch, ich hätte was ins Auge bekommen. Da sah ich sie! Flammen, so schien es mir, loderten in meinen Augen. Es waren die Flammen der «schwarzen Flamme» und sie flüsterten zu mir, ich solle hinaus gehen. «Er» wartet auf mich. Doch was ich draussen antraf, war nicht etwa der Ziegenbock aus Fleisch und Blut, sondern ich sah wie immer die wunderschöne Landschaft vor meinem Haus. Nun begriff ich, die Suche war zu Ende. Satan, ja ein Archetyp. Der Herr der Elemente und Herr über alles. Jede Blume, jeden Stein, Tier, alles im Sinne des Archetypus. Weder gut noch böse… Satan war schon immer da.

Ich rannte zurück zum Spiegel und siehe da, er war da und schaute mich an. Mein eigenes Spiegelbild, wie schön, wie sinnlich es war. Satan in Natur, so steht es geschrieben. Wir selbst sind der Satan in Person und was wir daraus machen, sehen wir jeden Tag auf unserem persönlichen Schlachtfeld.


SATAN
Skulptur Valentin Schwarz 2009



Ursprünglich veröffentlicht in NECRONOMICON Die dunkle Kunst des Erschaffens.
Valentin Schwarz anno XLVI A.S.